Wir haben uns viele Gedanken gemacht, ob es vorteilhaft ist, euch Altklausuren zum Lernen von Klausuren zur Verfügung zu stellen, uns dann aber dagegen entschieden. Abgesehen davon, dass wir bei jedem einzelnen Dozierenden nachfragen müssten, ob wir seine Klausuren publik machen dürfen, werdet ihr erstens entweder in jedem Falle über Kontakte aus höheren Semestern an alte Klausuren gelangen oder die Dozenten stellen euch eine Probeklausur, damit ihr eine grobe Vorstellung von der tatsächlichen Prüfung bekommen könnt. Zweitens wird es nicht von langfristigem Nutzen sein, sich nur mit Altklausuren vorzubereiten. Ihr werdet sehr viel mehr Ertrag haben, wenn wir euch hier verschiedene Lernstrategien vorstellen. Es gibt nicht die eine Strategie, sondern sehr viele. Jeder Mensch lernt anders und muss seine eigene Methode erkennen. Während der eine unfassbar gut Vokabeln aus einem Vokabelheft lernt, lernt der andere seine Vokabeln durch die Lektüre von Texten. Wenn ihr für euch selbst eine sehr gut Methode entdeckt habt, dann kontaktiert uns sehr gerne und wir listen diese unter den anderen auf. Wir werden hier auf Stilkurse und Vokabeln eingehen.
Stilkurse
Lesen, lesen, lesen
Bereits beim Ersti-Frühstück weisen euch die Dozierenden daraufhin, dass ihr sehr früh damit anfangen sollt zu lesen. Das hört sich auf den ersten Blick ein bisschen überzogen an, aber es ist wahr. Auch beim Erlernen einer modernen Fremdsprache ist es essentiell sehr viel zu zu hören und zu lesen (und irgendwann auch zu reden), damit man ein gewisses Gefühl für die Sprache bekommt. Plötzlich ist man in der Lage zu beurteilen, dass ein Satz, der sich vorher noch sehr richtig anhörte, voller Germanismen ist, voller Sprachstrukturen, die man schlicht aus der eigenen Sprache in die andere Sprache übertragen hat. Reden kann man Latein leider nicht mehr, jedenfalls tut das der Großteil aller Personen nicht mehr – in Heidelberg existiert jedoch eine kleine Lateinsprechsekte. Damit man also ein Gefühl für das Lateinische bekommt, ist es unerlässlich viel zu lesen, so lästig es auch klingen mag.
Ihr könnt auf verschiedene Arten und Weisen lesen. Beispielsweise ist es von sehr großen Nutzen, sich eine kleine Passage vorzunehmen und diese auf alle besonderen grammatischen Phänomene hin zu analysieren. Dazu gehört auch: Wie könnte ich diesen Satz anders ausdrücken? Welches Wort könnte ich durch welches andere Wort ersetzen? Und so sitzt ihr an zwei oder drei Sätzen mal eine Stunde. Wer besonders akribisch sein will, kann auch ein Heft führen, in dem er alle Sätze, in denen ein grammatisches Phänomen besonders schön zu erkennen ist, handschriftlich notiert. Häufig merkt man sich handschriftlich notiertes besser, da die Schrift etwas persönliches ist.
Wenn ihr eine kleine Passage gelesen und übersetzt habt, dann lasst sie ein bis zwei Tage auf dem Tisch liegen. Nach zwei Tagen, in denen ihr sicherlich den lateinischen Text vergessen haben solltet, nehmt ihr eure Übersetzung zur Hand und übersetzt aus dem Deutschen zurück ins Lateinische Original. Es nützt sehr viel zu vergessen und sich dann wieder zu erinnern. Auf diese Weise wird das Vergessene dann besser abgespeichert. Nach der Anfertigung der Übersetzung vergleicht ihr euren lateinischen Text mit dem Original. Nicht verzweifeln: Es ist normal und soll sogar so sein, dass eure Version von der Originalversion abweicht. Analysiert, wo die Versionen sich unterscheiden, wo sie sich eventuell gleichen, wo ihr schon erste Fehler erkennen könnt.
Gerne könnt ihr uns auch eine Mail mit Fragen schreiben, was wir als Lektüre für den Anfang empfehlen würden. Erkundigt euch auch bei den Dozierenden.
Stilübungsbuch
Wer gerne noch ein bisschen „richtige“ Übungen haben möchte, der schaue noch einmal in der Sektion Literatur bei Stilübungen nach den jeweiligen Übungsbüchern. Gerade am Anfang muss man sich selbst für die deutsche Sprache sensibilisieren: Ist „mit“ hier instrumental oder im Sinne eines Begleiters verwendet? Ist das transitive Verb auch im Lateinischen transitiv? Teils kann man das sehr gut durch vorgefertigte Übungen machen, die auf diese Sensibilisierung ausgelegt sind.
Vokabeln
Lektüre: Da Vokabeln je nach Kontext eine andere Bedeutung haben, ist es sehr ratsam die Vokabeln mittels Lektüre eines Textes zu lernen. Hier gibt es dann zwei Möglichkeiten: Lies entweder den Text so oft erneut, bis du die Vokabeln kennst, oder schreib dir alle unbekannten Vokabeln heraus und lerne sie in einem Vokabelbuch oder mit Karteikarten.
Auditiv: Manche können besser über den auditiven Kanal lernen. Sag dir doch die Vokabeln mit einem Mikrophon auf und hör sie dir danach immer wieder an.
Klassisch: Lerne einen Grundwortschatz an Vokabeln, zum Beispiel den Vischer oder den Grund- und Aufbauwortschatz von Klett.
Anki oder Phase6: Anki und Phase6 sind beides virtuelle Karteikartensysteme. Bei Anki hast du bei jeder Karteikarte die Wahl zwischen vier Optionen, wann du die Karte wiederholen willst, bei Phase6 hingegen kannst du nur zwischen „richtig“ oder „falsch“ wählen. Die Karte muss 6 Phasen durchlaufen. Ist sie in der sechsten Phase angelangt, dann ist sie auch wirklich abgespeichert. Für Anki haben wir auch das Set für den Vischer. Schreibt uns einfach eine Mail.